Was brennt wann? – Das Brandverhalten von Baustoffen einfach erklärt

In Gebäuden steckt mehr Brandlast, als man oft vermutet: Holzverkleidungen, Kabelummantelungen, Dämmstoffe oder sogar Wandfarben – all diese Materialien können im Ernstfall den Verlauf eines Feuers erheblich beeinflussen. Doch nicht jedes Material brennt gleich, und längst nicht jedes darf bedenkenlos eingesetzt werden.

Deshalb ist es unerlässlich zu wissen, wie Baustoffe im Brandfall reagieren. Denn im Ernstfall zählt jede Sekunde – und jedes Detail. Die Klassifizierung nach europäischer und deutscher Norm hilft dabei, Materialien gezielt auszuwählen und Risiken frühzeitig zu minimieren.

Warum das Brandverhalten so wichtig ist

Baustoffe müssen viele Anforderungen erfüllen – sie sollen tragfähig, langlebig und wirtschaftlich sein. Doch im Ernstfall zählt vor allem eines: Wie verhalten sie sich bei Feuer? Können sie ein Feuer entfachen oder gar befeuern? Diese Fragen sind nicht nur für Architekten und Planer entscheidend, sondern für jeden, der sicher bauen oder wohnen möchte.

Hochlochziegel aus gebranntem Ton gehören zu den nicht brennbaren Baustoffen der Klasse A1 – ideal für tragende Wände mit hohem Anspruch an Brandschutz und Wärmeschutz. © Adobe, Gerhard Seybert

Baustoffklassen: Von A bis F

Deutsche Normen (DIN 4102-4)

Die Klassifizierung erfolgt in Deutschland unter anderem nach der DIN 4102-4:

  • A1 & A2 – Nicht brennbar
  • B1 – Schwer entflammbar
  • B2 – Normal entflammbar
  • B3 – Leicht entflammbar

Europäische Einstufung (DIN EN 13501)

Im Zuge der EU-weiten Harmonisierung gelten europaweit weitere Einteilungen:

  • A1 / A2: Nicht brennbar
  • B & C: Schwer entflammbar
  • D & E: Normal entflammbar
  • F: Leicht entflammbar

Zusätzlich werden die Baustoffe hinsichtlich Rauchentwicklung (s1–s3) und brennendem Abtropfen (d0–d2) bewertet.

Nicht brennbar – aber nicht ungefährlich

Nicht brennbare Baustoffe wie Beton, Sand oder Glaswolle (A1) gelten als besonders sicher – sie entzünden sich nicht und leisten keinen Beitrag zur Brandausbreitung. Doch selbst sie sind nicht ganz „harmlos“: Hohe Temperaturen können das Materialgefüge verändern und strukturelle Schäden verursachen. Es ist z.B. möglich, dass Hitze das Gefüge der nicht brennbaren Baustoffe verändert und somit auch das Volumen, wodurch zusätzlicher Druck auf andere Bauteile ausgeübt wird.

Ein Beispiel: Stahlträger sind zwar selbst nicht brennbar, verlieren bei großer Hitze aber ihre Tragfähigkeit. Deshalb werden sie häufig mit nicht brennbaren Materialien „eingehaust“, also geschützt ummantelt.

Brennbar ist nicht gleich brennbar

Brennbare Baustoffe unterscheidet man danach, wie schnell sie Feuer fangen bzw. wie lange es dauert, bis sie brennen. Zudem differenziert man auch den Beitrag, den sie zu einem Brand leisten.

Schwer entflammbar (B1 / B, C)

Diese Baustoffe entzünden sich nur schwer und brennen nach Entfernen der Zündquelle nicht selbstständig weiter. Beispiele:

  • Gelochte Gipskartonplatten
  • Holz-Wolle-Leichtbauplatten
  • Wärmedämmputze

Normal entflammbar (B2 / D, E)

Diese Gruppe ist die umfangreichste und umfasst viele übliche Baumaterialien:

  • Holz (>2 mm Stärke)
  • Kabel mit Kunststoffmantel
  • PU-Bauschäume
  • Kunststoffrohre

Leicht entflammbar (B3 / F)

Diese Materialien brennen schnell und heftig – Beispiele sind:

  • Polystyrol
  • Papier
  • Dünne Schäume

Baustoffe der Klasse B3 dürfen ohne zusätzliche Brandschutzmaßnahmen nicht im Bau verwendet werden – das regeln die Landesbauordnungen.

Baustoffe sind nur der Anfang – der Schutz entsteht im System

Das Brandverhalten von Baustoffen bildet die Grundlage für sichere Gebäude, doch wirkungsvoller Brandschutz endet nicht beim Material. Erst wenn Baustoffe, Konstruktion und Planung systematisch zusammenspielen, entsteht ein ganzheitliches Schutzkonzept.

Hier kommt der bauliche Brandschutz ins Spiel: Er sorgt dafür, dass sich ein Feuer nicht unkontrolliert ausbreitet, Flucht- und Rettungswege geschützt bleiben und Gebäudestrukturen erhalten werden.

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