Kindertagesstätte Strandläufer
Die neue Kita Strandläufer ist Teil des transnationalen Projekts “3 Kitas 2 Sprachen 1 Weg”. Das Ziel: die internationale Zusammenarbeit der Kindertagesstätten in Heringsdorf, Zinnowitz und Swinoujscie (Swindemünde, Polen) maßgeblich stärken. Entstanden ist eine bilinguale Kindertagesstätte für rund 60 Kinder, die ihren Fokus auf Bewegung und Sprache setzt.
Das barrierefreie Gebäude mit großzügigem Außengelände umfasst einen Bereich für 18 Kinder im Krippenalter (0-3 Jahre) und einen Bereich für rund 42 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Das kinderfreundliche Holzhaus mit eigener Küche ist über 600 qm groß. Dazu wurden zwei Außenbereiche geplant: 540 qm für die Krippenkinder und 1500 qm für die größeren Kinder.
Partizipative Planung
Besonders die Innenraumplanung wurde durch Ideen der Kinder des Kindergartens Trassenheide grundlegend mitentwickelt. In unseren Partizipations-Workshops gingen wir auf Phantasiereise mittels einer Geschichte. Die Geschichte handelte von einem kleinem Vogel, dem Strandläufer, dem langweilig geworden war und der sich deshalb auf eine Reise begab. Die Kinder konnten die Geschichte in ihren Vorstellungen weiterführen und ihre selbsterdachten Wohlfühlorte als Collage auf Papier oder in 3D im Schuhkarton gestalten, dabei kleben, malen und erzählen. Entstanden sind Traumwelten der Kinder, mit fliegenden Fischen und Wohlfühlorten, wie Verstecke und Höhlen, Wiesen, Berge und Wasser. All dies hatte eine starke Verbindung zu Strand und Meer. Die Ideen wurden zentral für das Konzept der Innenraumplanung. In der Umsetzung nimmt das Motiv der Jahreszeiten analog das Thema des wachsenden Kindes auf. Dabei wird bewusst auf Symbolik verzichtet: Stimmungen werden durch Wandfarben, Möbel, Bodenbeläge und Materialien erzeugt.
Architektur
Das Grundgerüst des Gebäudes bilden zwei ineinander verschränkte Kuben, die in einem Winkel von 120 Grad zueinanderstehen und sich wie Flügel des Strandläufers in Richtung des großzügigen Außenbereichs öffnen. Ein Gebäudeflügel beherbergt die Kita, der andere die Krippe. Im Bereich der Verschneidung beider Gebäudeteile befindet sich das Foyer: der erste Ankunftspunkt der Kita und zentraler Ort der Begegnung aller Strandläufer.
Die verschränkten Gebäudeflügel werden für die Innenwände erneut aufgegriffen: Wie ein Strandläufer den Sand durchkreuzt, durchkreuzen die Wände das Gebäude und vermeiden hier bewusst Rechtwinkligkeit in den Räumen der Kinder. Die Gruppenräume der Kinder gruppieren sich um den Außenbereich und lassen durch mindestens eine schräge Wand immer wieder besondere räumliche Situationen entstehen. Mal wird eine enge Höhle geschaffen, mal eine Ausbuchtung für mehr Freiraum.
Der große Sanitärbereich ist als Unterwasserwelt konzipiert und birgt Platz für Vulkanambiente und Wasserspiele. Die Aus- und Einblicke des Gebäudes orientieren sich ebenfalls an den Bedürfnissen der Nutzer:innen. So gibt es Kinderfenster, die aufgrund ihrer Position nur den Kleinsten Aus- und Durchblicke verschaffen, genauso wie Erwachsenenfenster die den Erzieher:innen vorbehalten sind. Die Achsen der Wände aus dem Innenraum werden im Außenraum sichtbar, unter anderem über Anordnungen und Bodenbeläge der Terrasse.
Brettsperrholz und Thermokiefer
Wände und Dach des Gebäudes bestehen aus Brettsperrholz, was ein Garant für angenehmes Raumklima ist. Die Elemente wurden im Werk vorgefertigt und am Ort montiert, aufgedoppelt und mit Zellulosedämmung ausgeblasen. Die Fassade besteht aus Thermokiefer, die nicht nur eine wunderschöne Optik bietet, sondern das Gebäude widerstandsfähig gegenüber Zersetzungen und Verzug macht. Bodenbeläge im Innenraum sind aus dem strapazierfähigem und nachhaltigem Linoleum. Aus Kostengründen musste leider auf eine Dachbegrünung verzichtet werden. Für das Dach wurde die Möglichkeit der späteren Aufrüstung mit Solarpaneelen berücksichtigt.
Essbare Bewegungslandschaft
Die ursprünglichen Ideen der Kinder wurden auch für den Außenbereich aufgegriffen.
Hier wechseln sich Zonen unterschiedlicher Themen, Materialen und Farben ab: „Wald, Sträucher, Kräuter“ liegen neben „Matsch und Wasser“ und „Buddeln und Bauen“ sowie „Spiel und Bewegung“. Das Thema Bewegung wird über unterschiedliche Elemente zum Balancieren, Klettern, Wippen, Schaukeln, Verstecken und vielem mehr gefördert.
Die kinderfreundlichen und ortsverträglichen Pflanzen bieten neben gutem Mikroklima, Höhlen und Tierhotels auch eine Pracht an Blüten und Früchten für alle Nutzer:innen der Kita. Zu entdecken gibt es den Naschgarten, der einen Erdbeerbaum, Säulenäpfel für die Kleinsten und Blaugurken beherbergt. Gleich daneben duftet der Kräuter- und Staudengarten nach Orange und Cola… Standorttypisch, und dem Konzept entsprechend, wird die Kita umrahmt von Strandhafer und -roggen und einer Strandpflaume.
Partner
Beteiligte Fachplanungen: Niehues Winkler Ingenieure, Sähring & Luci Ingenieurgesellschaft mbH
Beteiligte Baufirmen: Bauwerk, Cubus Projekt (Rohbau) & Werk 2 (Ausbau)
Ausführende Firma (Außenbereich): Gartenprofi Wuttig Landschaftsbau GbR
Beratung Planung Pflanzen: Dr. Stephan Lehmann (STATTwerke eV) & Stefan Schwarzer (Physischer Geograf und Permakultur-Designer)