Wohnhaus in der Oberhofstraße


© Bastian Völler, Büro für Architektur und Denkmalpflege

Der aus dem historischen Ortskern herausragende, viergeschossige Bau wurde 1905 von Hilarius Peters als Wohn- und Geschäftshaus auf dem Gelände der um 1900 gegründeten Bieberer Brotfabrik errichtet. Von der Brotfabrik ist heute einzig die Fabrikaten-Villa erhalten. Den einstigen Verlauf der Produktionsstätten zeigen die in den 70er Jahren ersatzweise errichteten Doppelhaushälften und Garagen rund um den historistischen Bau. Im Stil der Deutschen Renaissance und errichtet als Aushängeschild für sich, seine Familie samt Unternehmung, unterstreicht die Architektur die Souveränität des erstarkten Bürgertums, sinnt zurück in die Renaissance mit alle den Erfindungen und Errungenschaften, der im Namen innewohnenden Wiedergeburt der Antike und einem neuen allgemeinen geistigen, im Sinne des Historismus wohl eher tüchtigen, Erwachens der Menschheit.

Die Gliederung zeigt sich deutlich an der Hauptfassade entlang der Oberhofstrasse: Das Erdgeschoss stellt die Basis; mit massivem Sockel und Geschossgesims beheimatete es die Geschäftsräume der Brotfabrik sowie die Küche und das kleine Ladenlokal für die örtliche Versorgung mit Backwaren. Die Obergeschosse werden durch die aufwendige Gestaltung der Fenstergewandungen aus Sandstein zusammengefasst, wobei sich die daraus resultierenden Achsen nicht an dem erdgeschossigen Bestand orientieren mögen. Wohl aber orientiert sich das Mansardengeschoss an den beiden identischen Beletagen, indem die mittlere Achse sich zu einem mächtigen Zwerchhausgiebel entwickelt und die beiden seitlichen Achsen mittels zurückgestellten Gauben im Dach ergänzt werden. Während in den Obergeschossen die Familie des Fabrikanten gewohnt hatte, so wohnte das Hauspersonal in den Kammern des mit aufwendigem Dachgesims abgesetzten Mansardengeschoss.

Schon zur Erstbesichtigung beeindruckte der Bau mit seiner Größe und dem historischen Bestand im Inneren sowie außen inklusive Staketenzaun und Sandsteinpfosten. Die Adresse hatte jedoch mit massivem Sanierungsstau von mindestens 70 Jahren zu kämpfen und zeigte sich eher als Notunterkunft als als Wahlheimat. Auffällig war vor allem die Dunkelheit aller Grundrisse, da man sich irgendwann darangemacht hatte, mindestens eine Tür in jedem Zimmer zu schließen. Weiter fehlte es in allen Etagen an ordentlichen Badezimmern; die Mieter scheinen sich eher selbst mit eingebastelten Nassbereichen geholfen zu haben. Maximale Anzahl von Zimmern, dunkler Flur und keine Struktur jedoch jede Menge Potential.

© Bastian Völler, Büro für Architektur und Denkmalpflege

Erster Meilenstein war die Neugliederung der Grundrisse nach modernen Ansätzen unter maximaler Berücksichtigung der historisch konservierten Bausubstanz. Die rund 87 Quadratmeter großen Wohnungen wurden als Studiowohnungen für Singles und Pärchen mit einem lichtdurchfluteten Gesellschaftsraum in Richtung Süden konzipiert: Küchenzeile, Kochinsel, Esstisch gefolgt vom Wohnbereich gliedern alle Geschosse zur Strasse hin. Dabei schafft im Erdgeschoss der Ausgang des einstigen Ladenlokals einen kleinen Terrassenplatz an der Sonne, die beiden Beletagen bieten Zugang zu Licht und Luft aufgrund der französischen Balkonen. Die Schlafräume gliedern sich in Richtung der aufgehenden Sonne und werden durch exklusive Bäder in den ehemaligen Küchen ergänzt. Weiter verfügen die Wohnungen über einen Hauswirtschaftsraum mit Garderobe, den wir vom Flur durch die ehemalige Küchentür haben zugänglich machen können, sowie ein kleines Gäste-WC an der für dies schon immer vorgesehene Position direkt neben der Wohnungseingangstür in jedem Geschoss.

© Bastian Völler, Büro für Architektur und Denkmalpflege

Es war nicht einfach die Bauherrschaft aus zwei Jungen Familien von dem Weglassen eines zusätzlichen Raumes zu überzeugen, doch nur so konnte die Villa der ehemaligen Brotfabrik wieder an den Ruhm und die Eleganz vergangener Tage anknüpfen. Nicht einen Spagat zwischen Tradition und Moderne haben wir versucht sondern einen ganz ruhigen Wechselschritt der unsere Maßnahme ganz selbstverständlich und unaufgeregt in den Grundriss integriert. Dafür mussten wir nur die Küchen in den Wohnraum integrieren, was im Geschriebenen ganz selbstverständlich klingt. Und so hatten wir die ehemalige Küche für den Einbau der Bäder zur Verfügung, konnten einen großzügigen Duschbereich gestalten, und Hauswirtschaftsraum sowie Garderobe ergänzen. Tatsächlich haben wir nicht mehr gemacht… Einzig ein Zurück in die Zukunft mit Umweg über die Vergangenheit:  Von dieser haben wir Dachdeckung, Gaubengestaltung, Fenster samt Fensterfarbe und Aufteilung, Balkon, Sandstein und Türen bis zu den Rolladenschienen und der Einfriedungen und Pflastersteinen mitgebracht und an diesem Ort eingebaut. Unsere Handschrift zeigt Respekt vor Bautradition und will nicht auffallen. Sie will nur mithelfen zu Konservieren und das Haus für die kommende Generation und eine bedeutungsvolle Zukunft lebens- und liebenswert zu gestalten. Tatsächlich scheint uns das Projekt mehr wie andere gelungen, denn die Bilder zeigen lediglich das schon Dagewesene und hüllt den modernen Menschen in die gelassene Eleganz und den diskreten Komfort alter Tage ganz ohne Antiquität. Viel Spaß mit diesem wunder-wunderschönen Haus, gebaut und geplant von Hilarius Peters und seinem Architekten für seine Familie und die kommenden Generationen am Standort der Bieberer Brotfabrik in Offenbach.

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