Wohnen auf der Waldlichtung
In einem alten Forsthaus auf einer idyllischen Lichtung wohnen? Familie Engelhorn hat sich diesen langgehegten Wunsch erfüllt. Bei der Sanierung setzte der Bauherr durchweg auf ökologische Baumaterialien: so auch beim Bodenaufbau bestehend aus Schaumglasschotter, Cemwood Ausgleichsschüttung und einer Norit Fußbodenheizung. Sämtliche Materialien werden umweltschonend hergestellt und sind auch problemlos rückbaufähig.
Dieses Haus ist ein Traum für die Bewohner und ein Alptraum für die Sanierer. Der Traum: Ein altes Forsthaus mit 270 Quadratmeter Wohnfläche, gelegen auf einer großen Lichtung in einem Wald im lippischen Bad Pyrmont. Ältere Teile des Hauses gehen auf das 18. Jahrhundert zurück. Es wurde ursprünglich als Wohnhaus von zwei Waldarbeiterfamilien genutzt.
Der Alptraum: Der Boden im Erdgeschoss bestand immer noch aus Lehm. Eine Bodenplatte? Fehlanzeige. In der Decke im ersten Geschoß existierten Höhenunterschiede von bis zu 15 Zentimetern. Doch der neue Besitzer Achim Engelhorn blieb gelassen. Er ist gelernter Maurer, hat zwischen 2012 und 2016 vier Jahre auf der Walz verbracht und dabei ein fundiertes Hintergrundwissen erworben. „Da habe ich häufiger ähnliche Objekte saniert, so dass ich weiß, wie ich damit umgehe.“
Zunächst wurde das Haus entkernt. Die Mauern aus Fachwerk stehen auf einem Ringfundament, sie wurden lehmbasiert aufgeputzt. Statt einer herkömmlichen Bodenplatte aus Beton entschied sich Engelhorn für eine Schicht aus Schaumglasschotter. Das umweltfreundliche Material ist kapillarbrechend, es schützt gegen aufsteigende Feuchtigkeit und lässt Wasser abfließen. Schaumglasschotter besteht aus gemahlenem Altglas, gilt als unbedenklich für den Boden und ist problemlos rückbaubar. Aufgrund der Vielzahl an Poren, in denen Luft eingeschlossen ist, wirkt Schaumglas mit einem Lambdawert von l = 0,07 W/mK auch hochgradig wärmedämmend. Das eingebrachte Schaumglas wurde zu rund 30 Prozent verdichtet, so dass letztlich eine Schicht von 15 Zentimeter Höhe entstand.
Das Haus muss atmen
„Für mich ist wichtig, dass ein Haus lebt. Es sollte organische Formen haben. Als Baustoffe bevorzuge ich solche, die „atmen“ wie Holz, Lehm, Kalk. Lehm absorbiert Feuchtigkeit, Kalk hemmt Bakterien. Die Wände dürfen gerne schief sein, der Boden darf Kratzer haben. Auf keinen Fall sollte es steril zugehen und aussehen wie im Musterhaus. Das möchte ich vermeiden“, erläutert Engelhorn, der das Haus künftig mit seiner Familie bewohnen wird und mittlerweile in der Jugendhilfe arbeitet.
Für die Nivellierschicht fiel die Wahl auf die Cemwood Ausgleichsschüttung CW 1000 aus mineralisierten Holzspänen, die direkt auf das Schaumglas ausgebracht wurde. „Die trockene Ausgleichsschüttung lässt sich schnell und effektiv verteilen. Sie ist lagestabil, die Späne verzahnen sich, man kann während der Arbeit darüber laufen“, so Engelhorn.
Im Obergeschoß galt es, in den Holzdecken Höhenunterschiede bis 27 Zentimetern auszugleichen: „Mit Cemwood war das einfach zu bewerkstelligen“
Die Ausgleichsschüttung wurden schließlich mit Holzweichfaserplatten abgedeckt. Darauf wurde eine Norit Fußbodenheizung von Lindner GFT verlegt. Diese besteht aus Gipsfaser-Trockenestrichplatten, die für die Aufnahme der Heizungsrohre entsprechend ausgefräst sind. Die Elemente sind extrem passgenau gefertigt, so dass sie nur ineinandergeschoben und verklebt werden müssen.
Die Norit Fußbodenheizung hat ein geringes Gewicht, eine niedrige Einbauhöhe, ist aber zugleich hoch belastbar. Die Heizung arbeitet mit niedrigen Vorlauftemperaturen und einer schnellen Reaktionszeit. Bei den Produkten von Cemwood und Lindner handelt es sich um geprüfte, zertifizierte und aufeinander abgestimmte Systemkomponenten. Beide Materialien werden umweltschonend hergestellt und sind auch problemlos rückbaufähig. Den Abschluss bildet eine Schicht Vergussmörtel, darauf wird das Parkett verlegt.
Beheizt wird das Haus aus einer Kombination von Solarthermie, Photovoltaik und einem wasserführenden Holzscheitofen. Als Wärmedämmung dient Isofloc. Die Außenfassade besteht aus einer Lärchenschalung.
Wer im Wald mitten im Naturschutzgebiet wohnt und in der Jugendhilfe arbeitet, für den liegt es dann auch nahe, den Kindern und Jugendlichen die Themen Wald und Natur näher zu bringen. So plant Achim Engelhorn wildnispädagogische Aktivitäten, zum Beispiel wie sich Spuren von Tieren finden und lesen lassen oder wie man Feuer macht ohne Streichhölzer. Das alte Forsthaus, nach nachhaltigen Kriterien umfassend saniert, bietet dafür künftig eine gute Ausgangsbasis.