Nachhaltigkeits-Quartier „Lagarde“ in Bamberg bald bezugsreif
Garnisonsstadt wird Klima-Pionier
In Bamberg wächst derzeit eines der größten neuen Stadtquartiere Deutschlands heran. Mitten in der Stadt, auf dem Lagarde-Gelände entstehen derzeit Wohnungen für rund 2.400 Menschen sowie Flächen für Gewerbe, Dienstleistungen, Kultur und soziale Einrichtungen. Für die Energie- und Wärmeversorgung haben die Stadtwerke Bamberg ein ebenso ehrgeiziges wie innovatives Gesamtkonzept entwickelt. Wesentliches Element sind Wärmepumpen des Herstellers alpha innotec.
Federführend bei der Entwicklung des Konzepts und dessen Umsetzung sind die Stadtwerke Bamberg. Konkret: das Team um Stefan Loskarn, dem Leiter Quartiersentwicklung bei den Stadtwerken. „Unser Anspruch ist klar“, sagt er: „Lagarde ist eines der größten innerstädtischen Infrastrukturprojekte Deutschlands, und das wollen wir umweltfreundlich und nachhaltig versorgen. Dafür haben wir sehr genau austarierte Energie-, Wärme- und Mobilitätskonzepte entwickelt.“
Das Konzept
Rund 70 Prozent der benötigten Wärmeenergie gewinnen die Stadtwerke mitten in der Stadt aus überwiegend erneuerbaren Ressourcen, die sich auf dem Lagarde-Gelände befinden. Das ist für neue Einfamilienhäuser auf dem Land praktisch Standard, jedoch in einer gewachsenen städtischen Infrastruktur mit Alt- und Neubauten Neuland. Zumal fast ein Drittel der Gebäude Altbauten sind, die meisten davon denkmalgeschützt.
Um die Verteilwege kurz zu halten und ein kaltes Nahwärmenetz zu nutzen, haben sich die Stadtwerke entschieden, Heizzentralen in den einzelnen Neubauten einzurichten. Das hat den Vorteil, dass der Aufwand für Wartung und Instandhaltung geringer ist. In diesen Heizzentralen verrichten zwischen einer und drei Wärmepumpen ihren Dienst, je nach Größe und Heizlast des Gebäudes. Insgesamt werden im Endausbau von Lagarde West rund 70 Geräte von alpha innotec installiert sein.
Verteilung über kaltes Nahwärmenetz
Ein Energieeffizienz-Effekt, den sich die Bamberger zunutze machen, ist die Verteilung der Energieströme – Erdwärme und Abwärme aus dem Abwasser – über ein kaltes Nahwärmenetz. Über dieses kalte Netz werden die Wärmepumpen in den Heizzentralen des Quartiers mit Primärenergie versorgt.
Das hat mehrere Vorteile: E entstehen – anders als bei einem warmen Nahwärmenetz – aufgrund des niedrigen Temperaturniveaus keine Verteilverluste. Im Gegenteil: Da das Trägermedium in nicht isolierten Leitungen zu den Wärmepumpen in den Gebäuden transportiert wird, nimmt es auf seinem Weg zusätzliche Wärme aus dem umgebenden Erdreich auf. Zudem bietet ein kaltes Nahwärmenetz die Möglichkeit, die angeschlossenen Gebäude im Sommer zu kühlen.
Primärenergie: Geothermie und Abwärme
Gut ein Drittel der Primärenergie beziehen die Wärmepumpen aus der Erde. Die Geothermie wird über 55 Erdsonden gewonnen, die bis zu 120 Meter tief in den Untergrund reichen. Zusätzlich haben die Stadtwerke auf rund 20.000 Quadratmetern Fläche horizontal verlegte Erdkollektoren in ein bis zwei Metern Tiefe platziert.
Weitere rund 2.230 Megawattstunden Primärenergie bringt die Abwärme aus dem Abwasser, das in den Haushalten auf dem Gelände und dem gesamten Ostgebiet Bambergs anfällt. Um diese Quelle anzuzapfen, haben die Stadtwerke auf dem Boden des Abwasserkanals über 250 Meter Länge Wärmetauschermatten aus Edelstahl eingebracht.
Budget und Umwelt schonen
Das Ergebnis der Konzeption ist bemerkenswert: Erdsonden, Kollektoren und Abwasser versorgen die Wärmepumpen ganzjährig und witterungsunabhängig mit mehr als ausreichend Primärenergie – und das auf annähernd gleichbleibendem Temperaturniveau. Den Großteil des Strombedarfs für das neue Quartier kommt von den Photovoltaikanlagen, die auf fast allen Dächern installiert sind.
Für die Wärmeversorgung der Altbauten wird auf ein warmes Nahwärmenetz gesetzt. Dort speist das angegliederte Müllheizkraftwerk Heizenergie aus der Verbrennung von Müll ein.
Hinzu kommt ein hoch effizientes, erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk, welches ebenfalls Strom zum Betrieb der Wärmepumpen liefert.
Intelligente Steuerung
Um die Energie optimal zu nutzen, ist eine intelligente Steuerung erforderlich. Diese sorgt dafür, dass die Wärmepumpen den nicht direkt benötigten Strom von der PV-Anlage zur Erzeugung von heißem Wasser nutzen. Dass der Wärme- und Strombedarf jedes Gebäudes immer optimal gewährleistet ist, ist ebenfalls der Systemsteuerung zu danken. Ebenso wie die Wiederverwertung sonstiger Energie, die im System anfällt, aber aktuell nicht genutzt wird. Und natürlich gegebenenfalls das Anzapfen der Backup-Systeme – sei es das öffentliche Stromnetz oder das Fernwärmenetz der Bamberger Stadtwerke.