Nachtlüften im Praxistest: Forschungsprojekt zeigt, wie effektiv Nachtlüftung wirklich ist

Geöffnete Dachfenster mit integrierten Rollläden in einem modernen Dachraum.
© Velux

Das Forschungsprojekt rund um das Thema Ventilative Cooling hat in einer bislang einzigartigen Studie unter Realbedingungen untersucht, wie sich verschiedene Lüftungsszenarien in der Nacht auf das Raumklima auswirken und liefert fundierte Antworten für die Baupraxis. Die zentrale Erkenntnis: Während gekippte Fenster ausschließlich für hygienischen Luftwechsel sorgen, kann durch andere Lüftungsvarianten ein effizienter Luftaustausch stattfinden und die Raumtemperatur deutlich reduziert werden.

Menschen verbringen etwa 90 Prozent ihrer Zeit in Innenräumen, unabhängig von der Jahreszeit. Angesichts steigender Temperaturen und immer intensiverer Hitzewellen stehen Bauwirtschaft und Architekt:innen vor der Herausforderung, durch smarte Planung Räume und Gebäude so zu gestalten, dass sie auch im Sommer komfortabel nutzbar und gesund sind. Die Lösung liegt oft näher als gedacht – nämlich in effizienter Nachtlüftung.

Das Forschungsprojekt mit dem Arbeitstitel „CoolBRICK“ in Österreich zeigt: Werden die Fenster nachts gezielt geöffnet, können Räume um mehrere Grad abkühlen und damit Komfort, Gesundheit sowie Energieeffizienz steigen. Im Rahmen der Studie wurde erstmals unter Realbedingungen untersucht, wie effektiv Nachtlüftung tatsächlich ist und welche Rolle intelligente Technologien dabei spielen. Die Studie in Zusammenarbeit mit dem Forschungsverein Steine-Keramik, dem Verband Österreichischer Ziegelwerke (VÖZ), der Fachhochschule Salzburg, der Universität für Weiterbildung Krems, der ZAB Zukunftsagentur Bau und VELUX Österreich mit der Unterstützung des Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) durchgeführt.

Mehr als 200 Sensoren: Untersuchung unter Realbedingungen

Das Herzstück des Forschungsprojekts waren zwei baugleiche Testhäuser mit Ziegelwänden und Außenrollos an den Fenstern auf dem Gelände der BAUAkademie Salzburg. Diese wurden jahrelang mit mehr als 200 Sensoren überwacht, um das tatsächliche Kühlpotenzial verschiedener Nachtlüftungsszenarien zu erfassen. Zudem wurden unterschiedliche Steuerungstechnologien und Fensteröffnungsstellungen – von klassischer Kippstellung bis hin zu automatisierten Querlüftungen und anhand von mathematischen Modellen – getestet.

Wohnraum unter dem Dach mit Kamin, Holzverkleidung und Lichteinfall durch Dachfenster.
Haus am Venusgarten © Jörg Seiler
Großzügiger Dachgeschossraum mit Essbereich und großflächigen Dachfenstern.
Dachausbau Krems © Jörg Seiler

Messbare Vorteile: Gezielte Querlüftung und Automatisierung

Die Auswertung von mehr als 70 Messreihen über ganze Nächte zeigt: Während einseitige, klassische Fensterlüftung oft nur für den hygienisch nötigen Luftwechsel ausreicht, lässt sich mit dem Öffnen von Fenstern auf zwei unterschiedlichen Seiten des Raumes (Querlüftung) eine deutliche Abkühlung erzielen., insbesondere bei automatisierter Steuerung.

„Unsere Arbeit richtet den Fokus auf empirische Daten, die der Baubranche einen echten Mehrwert liefern“, betont Gunther Graupner, Geschäftsführer der ZAB Zukunftsagentur Bau. „Wir erhielten so konkrete Anhaltspunkte für die Auslegung und Optimierung von Lüftungskonzepten, insbesondere hinsichtlich Energieeffizienz, Nutzerkomfort und der Einhaltung von Klimazielen.“

Nachtlüftung als Schlüssel zur Kühlung

Die Studie verdeutlicht, dass Nachtlüftung weit mehr ist als ein intuitives Öffnen der Fenster. Entscheidend ist eine Kombination aus durchdachter Fensteranordnung, automatisierter Steuerung und der Nutzung von Speichermassen. Damit entsteht ein enormes Potenzial für Gebäudekühlung, energieeffizient und kostensparend.

Bedeutung für Baupraxis und nachhaltige Gebäudeplanung

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, wie wichtig durchdachte Lüftungskonzepte für den Neubau und die Sanierung von Gebäuden sind. Moderne Gebäude sind heute besonders gut gedämmt und luftdicht gebaut. Das spart zwar Heizenergie im Winter, stellt aber im Sommer eine echte Herausforderung dar. Ohne gezielte Lüftungsstrategien kann sich die Hitze schnell im Inneren stauen und zu unangenehmen Raumtemperaturen führen. Lüftungskonzepte, die auf natürliche Nachtkühlung und automatisierte Steuerung setzen, ermöglichen es, Wohn- und Arbeitsräume auch in heißen Sommern effizient und passiv zu kühlen.

Werden Strukturen für Quer- oder Kaminlüftung künftig stärker in der Planung berücksichtigt, entstehen klimaresiliente und gesunde Gebäude, die den Herausforderungen steigender Temperaturen gewachsen sind. Das Forschungsprojekt zeigt eindrucksvoll, wie energieeffiziente und klimafreundliche Lösungen auch ohne den Einsatz konventioneller Gebäudetechnik möglich sind.

VELUX ist ein globales Unternehmen, das auf der Vision von Tageslicht, frischer Luft und Lebensqualität gegründet wurde – drei Merkmale, die das Leben in Millionen von Häusern und Wohnungen auf der ganzen Welt vervollkommnen.

Du hast Fragen zu diesem Beitrag?

Hast Du Fragen zu diesem Beitrag von unserem Partner? Dann kontaktiere uns gerne über das untenstehende Formular! Deine Ansprechpartnerin ist Elena.

Nach oben scrollen

Werde kostenlos ein Teil vom WLB-Netzwerk!

Wir informieren Dich regelmäßig über unser Fortbildungsangebot sowie die aktuellen Neuheiten aus der Baubranche.

Du kannst den Newsletter jederzeit über den Abmeldelink in unserem Newsletter abbestellen. Für weitere Informationen lies bitte unsere Datenschutzerklärung.

Jetzt kostenlos für diese Fortbildung anmelden!