ERÖFFNUNG DER INTEGRATIONSKITA „JONA UND DER WAL“ IN BERLIN-REINICKENDORF
Die Evangelische Andreas-Kirchengemeinde hat die neue integrative Kindertagesstätte „Jona und der Wal“ in der Schlitzer Straße 46 im Bezirk Reinickendorf eröffnet.
Die ehemalige Felsen-Kirchengemeinde hat sich 2019 in einem mehrstufigen Entscheidungsprozess entschieden, ihren Kirchenstandort an der Schlitzer Straße aufzugeben und an dessen Stelle eine neue Kita zu errichten.
© D:4 Architektur
Konzept
Die Kita „Jona und der Wal“ wurde in Abstimmung mit dem bezirklichen Jugendamt und der Förderstelle des Bundes für den landesweiten Kitaausbau als integrative Kita für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) geplant. Diese neurologische Entwicklungsstörung kann bereits im frühkindlichen Alter auftreten und sowohl Einfluss auf die körperliche Entwicklung als auch auf die soziale und geistige Entwicklung haben.
Das Gebäude erstreckt sich über zwei Geschosse und bietet Platz für insgesamt 70 Kinder, die auf vier Gruppen verteilt werden. Unter einem markanten, mehrfach gefalteten Dach erstrecken sich auf etwa 1.200 m² moderne und inklusive Betreuungsräume, die den Kindern einen sicheren und förderlichen Raum zur Entfaltung bieten.
Barrierefreies Bauen für alle
Das Gebäude wurde so gestaltet, dass jedes Kind, jede Betreuungsperson und jeder Elternteil unabhängig von deren körperlichen oder geistigen Voraussetzungen gleichermaßen am Alltagsgeschehen teilnehmen kann und Hindernisse von vornherein vermieden werden – im Sinne einer vollumfänglichen Inklusion schafft die Architektur gleiche Voraussetzungen für alle.
Über die ohnehin im Land Berlin und Kindergärten geltenden Vorschriften für die Barrierefreiheit wurden weitere Maßnahmen getroffen, um die Kita integrativ zu gestalten:
Orientierung
Das Gebäude der Kita wurde bewusst polygonal und nicht rechteckig geplant, sodass jeder Raum individuelle Merkmale zur Orientierung bietet.
Die Raumaufteilung basiert auf dem Konzept „von groß nach klein“. Das bedeutet, dass Kinder und Erwachsene die KiTa über den größten Raum – das Foyer – betreten. Vom Foyer aus sind die nächstgrößeren Räume – die Gruppenräume – zu erreichen. Hinter den Gruppenräumen befindet sich ein kleinerer Rückzugs- bzw. Ruheraum. Die Türen zu den Räumen unterscheiden sich farblich voneinander: Spielräume für Kinder sind grundsätzlich durch grüne Zargen, Räume, die nicht für Kinder zugänglich sind (z.B. Lagerflächen) durch graue Zargen gekennzeichnet.
Darüber hinaus ist zur haptischen Orientierung in den Gruppen- und Nebenräumen die Holzbauweise der Kita bewusst sicht- und tastbar gelassen.
Reduzierung von Reizen
Akustische und visuelle Reize wurden durch gezielte architektonische Maßnahmen minimiert. Schallabsorbierende Holzlamellen sorgen in den Innenräumen für eine angenehme akustische Atmosphäre, während die kontrastarme Farbgestaltung in beruhigenden Grün- und Blautönen visuelle Reizüberflutungen verhindert.
© Denny Voigt
Verstecke und Rückzugsflächen
In den Gruppennebenräumen sind Ruheinseln geplant, sodass sich die Kinder jederzeit vom Geschehen zurückziehen können. Alle Einbaumöbel sind polygonal gestaltet und dienen als Spiellandschaften mit Versteckmöglichkeiten auf verschiedenen Höhen, welche über Rampen oder Stufen erreichbar sind. Im Außenbereich finden die Kinder neben verschiedenen Zonen zum Entdecken und Toben auch Ruhemöglichkeiten und Orte für das ruhige Spielen.
Nachhaltigkeit
Die Kita wurde in einer nachhaltigen Holz-Hybrid-Bauweise errichtet, die besonders ressourcenschonend ist. Es kommen sowohl Holzständer- als auch Massivholzelemente zum Einsatz. Diese Bauweise sorgt nicht nur für ein angenehmes Raumklima, sondern ist auch rückbaubar und frei von Metallverbindungen. Die Tragwerksplanung des gefalteten Dachs wurde von Lossen Ingenieure durchgeführt, während die handwerkliche Umsetzung der Zimmerei Arche Naturhaus GmbH oblag. Materialien wie Ziegelsteine der abgerissenen Felsen-Kirche werden wiederverwendet und in die Gestaltung der Außenflächen integriert.
Fördermittel und Finanzierung
Das Projekt wurde durch Fördermittel des Bundes für den Kitaausbau (2.100.000 €), der Aktion Mensch (250.000 €) und der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) im Rahmen des Strukturanpassungsfonds (140.00 €) finanziert. Außerdem gibt es eine Zuwendung des Landes Berlin im Rahmen des Programms „Grün macht Schule – KinderGARTEN“ (2.000 €). Die evangelische Andreas-Kirchengemeinde und der Kirchenkreis Reinickendorf tragen rund 1,1 Millionen Euro.
© Denny Voigt