Denkmalpflege: Historische Putze aus dem Jahr 1870

Das Luitpoldbad in Bad Kissingen

  • Architekt: Gerhard Grellmann / Rainer Kriebel / Christian Teichmann

  • Bauherr: Freistaat Bayern – Zentrum Staatbäder Bayern, Bad Steben

  • Fotos: Gerhard Hagen Fotografie

  • Produkte: Biosil, Soliprim, Granital, Universalputz, Innostar, Unikristalat

Zu den historischen Kurgebäuden im Staatsbad Bad Kissingen in Unterfranken gehört das Luitpoldbad. Eine bürgerliche Aktiengesellschaft ließ es in den Jahren 1868 bis 1871 als eingeschossige, U-förmige und nach Norden offene Dreiflügelanlage mit Eck- und Mittelpavillons nach Plänen des Architekten Albert Geul im Baustil der Neorenaissance errichten. Heinrich Hügel ergänzte den Komplex 1878 bis 1880 mit einem zweigeschossigen Kursaal, in dem sich heute die Bayerische Spielbank Bad Kissingen befindet. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb das bayerische Königshaus den Gebäudekomplex. Zu dieser Zeit war die Nachfrage der Badegäste so groß, dass Prinzregent Luitpold von Bayern die beiden Seitenflügel von 1902 bis 1906 um ein zweites Geschoss aufstocken und erweitern ließ. Mit einer Länge von 140 Metern und 80 Metern Breite war das Bad damit eine der größten Einrichtungen dieser Art in Europa.

Doch im Laufe der Zeit ließ die Nachfrage nach einem Badehaus nach, das Luitpoldbad wurde Ende der 1980er Jahre geschlossen und stand etwa 25 Jahre leer.

Denkmalkompetenz erwünscht

Bis die Behörden einziehen konnten, war es ein weiter Weg, denn die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen. Anfang 2013 erhielt das Würzburger Architekturbüro Grellmann, Kriebel, Teichmann nach europaweiter Ausschreibung den Auftrag zur Umbauplanung.

Rekonstruiert, restauriert und ausgezeichnet

Eine besondere Herausforderung stellten die beiden historischen Stahl-Guss-Treppenhäuser von Joly Wittenberg der Vestibüle dar: Die gesamte gusseiserne Treppenkonstruktion wurde restauriert und zum Teil rekonstruiert. Firlus erinnert sich: „Wir stellten fest, dass unter einer Putzverblendung eine tolle bauzeitliche gusseisernen Konstruktion zu finden war und entschlossen uns, die abgeschnittenen Geländerstäbe anhand eines Katalogs von 1905 wieder neu gießen zu lassen. Damit ließ sich der ursprüngliche Raumeindruck wiederherstellen.“ Für diese Leistung bekam das Luitpoldbad die Silbermedaille des Bayerischen Denkmalpreises 2018 verliehen.

Heute beeindrucken die Treppenhäuser darüber hinaus mit ihren Oberlichtern aus Buntglasscheiben und sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre. Die historischen Buntglasoberlichter erfuhren ebenfalls eine Reinigung und eine Restaurierung, um sie dann unter einem Aluschutzglasdach wieder einzubauen. Auch die Jugendstilbuntglasmalerei der südlichen Eckpavillons in Form von zwölf Bleiglas-Rundbogenfenstern liegt nun restauriert hinter einer Wärmeschutz- und Sicherheitsverglasung. Weiter konnten bauzeitliche Terrazzoböden, satinierte Holz-Glastüren, Rabitz- und Gewölbedecken, die zum Teil mit Edelstahlabhängungen gesichert wurden, erhalten werden.

Bröckelnder Putz und Überstreichungen

Die Putzflächen im Innenbereich hatten über die Jahrzehnte gelitten und wiesen Risse und Fehlstellen auf. Zunächst ging es darum, alte Dispersions- und Ölfarben zu entfernen. In den beiden großen und repräsentativen Treppenhäusern zum Beispiel war ein beigefarbener Anstrich zu finden. Hier bestand die Denkmalpflege darauf, die historischen Putze von 1870 zu erhalten.

© Gerhard Hagen Fotografie

„Weil aber einige Bereiche des Putzes keine ausreichende Haftung zum Mauerwerk hatten und sich zu lösen drohten, haben wir hier ein restauratorisches Festigungsmittel injiziert“, erklärt Restaurator Harald Straßburger von der ausführenden Firma Fuchs + Girke, ein Spezialbetrieb für Denkmalpflege aus Sachsen. Dann wurden größere Fehlstellen verputzt und die Fläche insgesamt mit KEIM Soliprim grundiert. „Es folgte eine dünne Schicht KEIM Dolomitspachtel, in die wir ein Vlies zur Bewehrung einlegten, um abschließend die Farbe aufzutragen“, erläutert der Experte. Im Vorfeld führte Restaurator Stefan Lochner eine Farbuntersuchung durch und fand kleine Teile der Originalfassungen von 1905. Einer Musterachse entsprechend wurden die Farben dann hergestellt und die Wände und Decken der Treppenhäuser mit KEIM Biosil farblich aufeinander abgestimmt gefasst. Entsprechend des historischen Befunds dominieren nun in den beiden Treppenhäusern verschiedene Grüntöne. „Insgesamt dauerten diese aufwendigen Arbeiten über ein Jahr“, erinnert sich der Restaurator.

© Gerhard Hagen Fotografie

Auch an der Sandsteinfassade befand sich der Putz teilweise in einem bedauernswerten Zustand. Christian Firlus erklärt die Vorgehensweise: „Die entfestigten, in mehreren Schichten aufgetragenen Putze konnten wir zum Teil halten, indem wir sie mit einem Armierungsgewebe überzogen haben. Leider gab es auch Putzbereiche, die wir gar nicht halten konnten, da der Putz sich so vom Mauerwerk gelöst hatte, dass wir diesen ganz abnehmen mussten. Stellenweise fehlten hier drei bis vier Quadratmeter Putz. Die ausgebesserten und überarbeiteten Putzflächen fassten die Handwerker dann mit KEIM Granital.


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