Baugruppe PEGASUS 21 – DAS MehrNUTZEN HAUS


© Marginter Architekten

Stadtstruktur

Der Bauplatz befindet sich an einem städtebaulich bedeutenden Punkt: Am südwestlichen Eingang war eine „Lücke“ im historischen, denkmalgeschützten Ensemble zu befüllen. Die Lage an der nordseitig gelegenen „Marischkapromenade“ erfährt eine weitere städtebauliche Bedeutung durch das frühere Verwaltungsgebäude als direktes Gegenüber. Im südlichen Anschluss erfordern Bahnlinie und die stark befahrene Thayagasse eine Reaktion auf deren Lärmimmissionen. Der Bebauungsplan zeichnet zwei voneinander getrennte Baufelder, 20 x 30 m, die außerdem zueinander um 90 Grad gedreht sind. Der stadträumlich maßgebende, historische Bestand zeigt weitgehend freigestellte Gebäude mit größeren Abstandsflächen / Grünräumen zueinander. Es ist auch der fast parkähnlich große Grünraum mit Altbaumbestand, der eine herausragende Qualität dieses Bauplatzes erzeugt.

Gebäudestruktur

Beide Gebäude sind im Volumen und gestalterisch weitgehend ident und jeweils in drei „klassische“ Geschosszonen geteilt: einen Sockel, der mit viel Transparenz in die Tiefe blicken lässt, die Mittelzone der Wohngeschosse und ein zurückgesetztes Geschoss, dessen springendes Volumen in Anlehnung an die umgebenden Dachlandschaften mit einem versetzten Umriss Kanten/Grate bildet. Die Traufe bildet eine durchgehende scharfe Linie und nimmt den gestalterischen Duktus der „Raumkante“ – eine Empfehlung aus den Workshops des Wohnfonds – für die im weiteren Verlauf der Marischkapromenade liegenden Neubauten auf.

Die Gebäude besitzen zwei unterschiedliche Fassadenbilder: große, individuell „gestaltbare“ Fensterformen promenadenseitig und – ebenso gestaltbare –  durchlaufende Balkone in die Sonnenrichtungen.

Für die Zugänge in die Foyers der Häuser werden die Volumen im Erdgeschoss über Eck ausgeklinkt und erzeugen mit einem gemeinsamen Vorplatz eine klar definierte Eingangszone.

Wohnungsstruktur

Die gewählte Tragstruktur – ein offenes System aus Betonscheiben im Erschließungskern mit statischer Auflösung der Fassaden mittels Säulen im Raster – ermöglicht eine Vielzahl an Wohnungslayouts und eine Flexibilität im Entwurf, die für die Entwicklung der Wohnkonzepte der Baugruppenmitglieder Voraussetzung ist. Eine zentrale Installationszone zieht sich durch die Längsrichtung. Auch hier besteht größtmögliche Flexibilität bei der Anordnung von Küchen und Sanitärräumen. Der Großteil der Wohnflächen orientiert sich nach Süden oder Westen. Den Wohnungen sind durchlaufende Balkone vorgelagert, die mit der Wohnungsgröße mitwachsen.

Gestaltung

Die Erdgeschosszone besitzt überall raumhohe Verglasungen. Geschlossene Wände sind verputzt und in einem dunklen Farbton von den sonstigen Flächen abgehoben.

Die Fassaden der Wohngeschosse zum öffentlichen Raum hin bilden einen regelmäßigen, ruhigen Raster geschoßhoher quadratischer Öffnungen. Diese Rahmen können individuell mit unterschiedlichen Fensterformen – je nach dem dahinterliegenden Raum (-wunsch) ausgefacht werden. Das Baugruppenkonzept – Individualisierung in einem vorgegebenen Raster – führt zu einer vielfältigen Fassadengrafik.

Die sonnenorientierten Fassaden mit ihren durchlaufenden Balkonen erzeugen eine filigrane, in die Tiefe wirkende Oberfläche, die mit der Möglichkeit, Rankgerüste und Geländerabdeckungen individuell zu installieren, ebenfalls eine  vielschichtig „entstandene“ Fassade, die den Raster überspielt, zeigen wird.  Die Fassaden werden im Wesentlichen verputzt, die Gestaltung der Öffnungen werden von den Baugruppenmitgliedern bestimmt.

Das zurückgesetzte Geschoss wird als „Dach“ farblich abgesetzt. Geländer sind verzinkte Stahlkonstruktionen, Rankgerüste unbehandeltes Weichholz und Geländerabdeckungen (Sichtschutz) Laminatplatten. Stock und Flügel der Fenster sind nach außen mit Aludeckschalen verkleidet.

© Marginter Architekten

Ökologie 

Klima- und ressourcenschonendes Bauen

Klare Hüllen, optimierte A-V-Verhältnisse, der winterliche Sonnenstand als „Mitheizer“, durchlaufende Balkone als konstruktiver Sonnenschutz, sind die baulichen „Bringer“ und schaffen höchste Energieeffizienz.  Es wurde nur ein Bauteil für die Unterbringung von Einlagerungsräumen (für alle Bewohner) unterkellert, das hatte reduzierte Baukosten und Wege beim Abtransport von Aushub zur Folge.  Der flexible Innenausbau erfolgte im Leichtbau mit zertifizierten Materialien.  Alle Flachdächer wirken als Gründächer kühlend und bilden einen Retentionsraum bei Regen (Speicherung). Die Beheizung und Warmwasserbereitung erfolgt über das Fernwärmenetz im Quartier und wird über Kollektoren solar unterstützt. Die Einsparung von Warmwasserzirkulationsleitungen spart nicht nur im Bereich der Errichtung Kosten ein, sondern führt auch durch den Entfall zusätzlicher Verzählerungen dieser Leitungen zu Einsparungen bei den Ablese- und Wartungskosten, letztlich also zu verringerten Betriebskosten. Ein weiterer wesentlicher Kosteneinsparungspunkt betrifft den Einsatz der facilitären Begleitplanung bereits in der Projektierungsphase bzw. darüber hinaus kaufmännisches und technisches Facility Management unter Berücksichtigung lebenszyklischer Kostenbeurteilungsmodelle in der Bewirtschaftungsphase.

Gesundes und umweltbewusstes Wohnen

Die Belichtung der Wohnungen über raumhohe Elemente bringt ein vergleichsweises Überangebot an Licht. Gleichzeitig wirken durchlaufende Balkonplatten als Sonnenschutz, der im Sommer die Einstrahlung reduziert, im Winter jedoch in die Räume lässt. Die Balkone lassen sich durch Pflanzkisten und Rankbereiche individuell auf Sonne und Aussichtsrichtung gestalten. Ein hoher Anteil an erhaltenen Bestandsbäumen bietet Schutz vor sommerlicher Überwärmung der Wohnräume. Fahrradräume, Werkplatz vor Fahrradraum, Flächen zum Garteln.

Lärmschutzfenster sind aufgrund der Verkehrslage eine Selbstverständlichkeit. Die Baugruppe als Wohngemeinschaft versteht die gemeinschaftliche Unterstützung, das Miteinander als wesentlichen Beitrag zu einem gesunden Wohnkonzept.

Stadträumlich wirksame Qualität im Grün- und Freiraum

Die im Zuge des Quartierskonzepts entwickelten Identifikatoren für das Gesamtgebiet, sogenannte urbane Module, finden in der Vorgartenzone Anwendung. So wird dieser öffentliche Bereich Teil des gesamten Quartiers. Bauplatzbezogen schaffen tetris-förmige Felder sowie individuelle Sitz- und Liegeelemente einen Wiedererkennungswert. Die Haupterschließung erfolgt barrierefrei über die Marischkapromenade und Vorgartenzone. Ein bespielbarer Fußweg zwischen Bauplatz H und Bauplatz I schließt den Bereich an das untergeordnete Wegenetz des Quartiers an und stellt eine fußläufige Verbindung zur Thayagasse her. Im südlichen Teil ermöglicht ein schmaler Fußweg den Bewohner/innen beider Bauplätze den Zugang zur Sammelgarage auf Baufeld K. In Anbetracht des Klimawandels sorgen sowohl der niedrige Versiegelungsgrad als auch der hohe Anteil an Bestandsbäumen für ein angenehmes Mikroklima. Zusätzlich bieten die Grünflächen Unterschlupf für Vögel und Kleintiere.

Ein grüner Sichtschutz in Form von bereits bei der Pflanzung hohen, säulenförmigen Baumgruppen entlang des Gleiskörpers bietet visuellen, aber auch psychologisch wirksamen Schutz in Bezug auf Lärmemissionen von Thayagasse und S-Bahn. Die Pflanzauswahl erfolgt in den vordefinierten Pflanzfeldern gemäß den Vorschlägen des Quartierskonzeptes.

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Differenzierte Nutzungsangebote im Grün- und Freiraum

Die Gestaltung des MehrNUTZEN-Gartens hat ebenso wie die des MehrNUTZEN-Hauses den Anspruch, nicht nur allen Anforderungen der Bewohner/innen gerecht zu werden, sondern einen Mehrwert darzustellen. Vergnügtes Kleinkind/ Eltern im Gespräch mit den Nachbarn, Ballspiel, Baumhäuser, kreatives Spiel, Platz zum Garteln, Möglichkeit der selbstbestimmten Gestaltung durch die Baugruppe.

Ausstattung: Sitz- und Liegeelemente, Spielmobiliar, baugruppenpartizipativer Prozess bei der Möblierungs- und Ausstattungsplanung. Eine Nutzungstrennung / Abstufung von öffentlich zu privat / nördlicher Teil = der öffentlich, urbane Bereich, südlich der Gebäude sind halböffentliche und kleine private Bereiche situiert. Hier wird über die Definition von Feldern durch verschiedene Oberflächen ein Nutzungsmix ermöglicht, ohne spezifische Nutzungen vorzugeben oder einzuschränken.

Private, wohnungsbezogene Freiräume (Terrasse mit Mietergarten, Balkon oder Dachterrasse) für alle Wohnungen. Gemeinschaftlich nutzbare Freiflächen befinden sich mittig konzentriert am Bauplatz. Sie bieten ein differenziertes Angebot von möblierter Gemeinschaftsterrasse über gemeinsame Gemüsebeete bis hin zu nutzungsoffenen Wiesen- und Rasenflächen – beschattet oder sonnig, es findet jede/r sein Plätzchen.

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