Naturstein für klimasichere Lösungen im öffentlichen Raum
Naturstein bietet eine nachhaltige Lösung für die Herausforderungen, die moderne Wege und Plätze in urbanen Räumen mit sich bringen. Angesichts der steigenden Temperaturen und der hohen Versiegelung in Städten ist es entscheidend, klimasichere Materialien zu wählen, die ökologisch wie auch ästhetisch überzeugen.
Die urbanen Räume stehen vor großen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels für Mensch und Umwelt. An heißen Sommertagen können Innenstädte bis zu 4 °C wärmer sein als das Umland, was die Bildung von Hitzeinseln begünstigt. Zudem sind 50–70 % der Verkehrs- und Platzflächen in deutschen Großstädten wasserundurchlässig. Diese hohe, meist durch Beton oder Asphalt verursachte Versiegelung führt zu einer unzureichenden Versickerung von Oberflächenwasser und erhöhten Sanierungskosten. Da Asphalt und Beton hohe CO2-Emissionswerte und Lebenszyklen von nur 15 bis 25 Jahren haben, sind langlebige Alternativen gefragter denn je.
Naturstein bringt Nachhaltigkeit architektonisch in Form
Der natürliche Baustoff bietet gegenüber Asphalt und Beton eine Vielzahl von Vorteilen und stellt somit eine nachhaltige Lösung für die Gestaltung urbaner Räume dar. Ein besonders wichtiges Argument für Naturstein ist sein geringer Wert in Bezug auf den Embodied Carbon, der ihn von anderen Baustoffen abhebt. So verursacht Granit lediglich etwa 20 bis 50 kg CO2 pro Tonne, was im Vergleich zu den hohen CO2-Emissionen von Beton oder Asphalt einen erheblichen Unterschied darstellt.
Naturstein ist zudem versickerungsfreundlich: offene Splittfugen von etwa 10 mm unterstützen das Schwammstadt-System, durch welches Regenwasser aufgenommen und direkt den Bäumen zugeführt wird. Dadurch sind diese auch bei langen Hitze- und Trockenperioden in der Stadt überlebensfähig. Gleichzeitig entlastet das System die Kanalisation bei Starkregenereignissen und beugt damit Überschwemmungen vor. Naturstein-Pflasterwege bieten des Weiteren auch Raum für Begrünung, was zur Kühlung und einer angenehmen Atmosphäre beiträgt. Helle Steine, beispielsweise helle Granite heizen sich zudem weniger auf, da sie Sonnenstrahlen reflektieren.
Schwammstadt-Lösungen: Bauwende und Infrastruktur-Chancen
Öffentliche Plätze bieten durch die Wahl des Belagsmaterials und dessen Lebensdauer einen schnellen CO2-Hebel mit großem Effekt: Naturstein senkt die Lebenszyklus-Kosten und das Embodied Carbon, ohne Komforteinbußen zu verursachen. Die EU-Recovery- und nationale Kommunal-Investitionsprogramme unterstützen klimaresiliente Infrastrukturprojekte, wie etwa die Förderung von Schwammstadt-Lösungen. Kommunen sollten daher in Pilotprojekten Naturstein als besonders nachhaltigen Baustoff einsetzen und die Forschung zu Normen und Regelwerken aktiv unterstützen.
Projekt: Hauptplatz Amstetten (NÖ, AT)
Der Hauptplatz in Amstetten wurde nach umfassenden Umgestaltungsmaßnahmen am 31. Oktober 2024 feierlich eröffnet. Das Projekt wurde bereits mit dem VCÖ-Mobilitätspreis 2024 und dem Climate Star 2025 ausgezeichnet und zeigt, dass ein Schwammstadt-Unterbau in Kombination mit Natursteinbelägen zu kühleren und wartungsarmen Stadträumen führt.
Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts ist das Schwammstadt-Volumen, das im Unterbau über 370 m³ Regenwasserspeicher verfügt, um die Klimafitness der Stadt zu fördern. Die Bepflanzung umfasst 100 klimafitte Bäume, die zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen.
Das Wasserspiel, das aus vier monolithischen Granitplatten (ca. 80 t) besteht und einen bodengleichen Zugang bietet, ist ein besonderes Highlight am Hauptplatz Amstetten. Der „Cool-Spot“ ermöglicht barrierefreies Spielen und sorgt an heißen Tagen für eine spürbare Abkühlung von bis zu 6 °C für Passant*innen. Zusätzlich schaffen Granit-Sitzquader barrierefreie Aufenthaltszonen und laden zum Verweilen ein.
Projekt: Gendarmenmarkt in Berlin
Berlins Gendarmenmarkt, einer der historisch bedeutendsten Orte der Hauptstadt, erstrahlt nach zweijähriger Sanierung in neuem Glanz. Im März 2025 wurde der klimaresilient, denkmalgerecht und wirtschaftlich effizient umgestaltete Platz wiedereröffnet. Auf 14.000 m² wurde der Platz barrierefrei und mit neuem Pflaster gestaltet. Im Rahmen der Neugestaltung sollte der Platz zukunftsfähig gemacht werden und Mehrwerte für alle Nutzer schaffen. Ein wichtiges Element des Projekts ist das Regenwassermanagement nach dem Schwammstadt-Prinzip.