Brandschutztechnische Sanierung eines denkmalgeschützten Punkthochhauses von 1957
Im Sommer 1957 fand mit der Internationalen Bauausstellung Interbau in West-Berlin das größte Ausstellungereignis Westdeutschlands der 1950er Jahre statt. Die Bauausstellung war eine Schau der Superlative. In ihrem Zentrum stand der Neubau eines ganzen Stadtviertels. Im weitgehend kriegszerstörten Hansaviertel wurden auf 25 ha etwa 1300 Wohneinheiten, eine Bücherei, zwei Kirchen, eine Kindertagesstätte, eine Grundschule und ein Einkaufszentrum neu errichtet.
Mehr als 50 prominente Architekten aus 14 Ländern, darunter Dr. Luciano Baldessari, entwarfen, teils in Arbeitsgemeinschaften ein Gebäude. Die seinerzeit entstandenen Bauten sind von großzügig bemessenen Grünflächen durchzogen, die von zehn nationalen und internationalen Landschaftsarchitekten geplant wurden.
Die Leitung der Gesamtplanung der Interbau hatte der prominente Architekt und Präsidenten des Bundes Deutscher Architekten Otto Bartning.
Im Hansaviertel sind verschiedene Bautypen vertreten: Punkthochhäuser und viergeschossige Wohnzeilen säumen den S-Bahn-Bogen. Dem gegenüber stehen die acht- bis neungeschossigen Scheibenhochhäuser von Walter Gropius, Pierre Vago, Alvar Aalto, Oscar Niemeyer und Egon Eiermann.
Als am 6. Juli 1957 die Interbau mit großen Feierlichkeiten eröffnet wurde, war erst etwa ein Drittel der Bauten fertiggestellt. Die restlichen Bauten folgten bis Anfang der 1960er Jahre.
Unter den damals errichten Gebäuden befindet sich das zwischenzeitlich unter Denkmalschutz stehende Punkthochhaus, Bartningallee 5 des namhaften Architekten Dr. Luciano Baldessari.
© Linus Lintner
Baulicher Brandschutz im denkmalgeschützten Gebäude – ungewöhnliche Anforderung forderte innovative Lösung
Zeitgemäßer baulicher Brandschutz und Denkmalschutz passen oft nicht zusammen. Zu unterschiedlich sind die Zielsetzungen. Um die gesetzlichen Anforderungen an einen umfassenden Personenschutz mit den Anforderungen an den Erhalt historisch bedeutsamer Gebäude in Einklang zu bringen, bedarf es einer sorgfältigen gestalterischen und technischen Planung.
Oft finden Planer und Architekten nicht die richtigen Produkte und Lösungen, um Schutz, Gestaltung und Nutzen zu vereinen. Im Gegensatz zur Planung von Neubauten gestaltet sich die brandschutztechnische Ertüchtigung historischer Gebäude in vielen Fällen schwierig.
Vorhandene Versorgungseinrichtungen, neue Elektroinstallationen oder geänderte Rettungswege stellen die an der Sanierung Beteiligten vor Herausforderungen.
Im Fall des denkmalgeschützten Hochhauses sollten Elektroverteiler- und Messeinrichtungen sowie Steigeschächte in den notwendigen Fluren brandschutztechnisch nach dem heutigen Stand der Technik abgeschottet werden und die optischen Anforderungen aus den ursprünglichen Holzverkleidungen (ohne Feuerwiderstand) in die neuen Lösungen einfließen.
Gleichzeitig sollten die in einem Schacht verlaufenden Kabelstränge und die Elektroverteilung gut zugänglich bleiben.
Bereits in der Planungsphase wurden die Anforderungen des Architekten und des Bauherrn dahingehend formuliert, die vorhandenen historischen Elemente so weit wie möglich zu rekonstruieren und gleichzeitig die Brandgefahren der elektrotechnischen Anlagen bauordnungskonform zu verkleiden. Die baulichen Maßnahmen mussten sich harmonisch in das Gestaltungskonzept einfügen. Keine leichte Aufgabe.
Die daraus resultierenden Punkte waren:
- Feuerwiderstandsfähigkeit über 90 Minuten,
- sehr gute Zugänglichkeit der elektrischen Anlagen, Installationen und Bereiche,
- optische Anpassungs- und Gestaltungsmöglichkeiten an den historischen Bestand.
Gesucht wurde nach entsprechenden Möglichkeiten – die Lösungen kam von PRIORIT.
Lösung:
Was für andere Anbieter aufwendige Sonderkonstruktionen darstellt, ist für den Lösungsanbieter PRIORIT nichts Ungewöhnliches.
Mit dem modularen und individuell anpassbaren Brandschutzsystem 42 hat PRIORIT die Anforderungen des Brandschutzes und des Denkmalschutzes souverän gelöst. Das System ist äußerst anpassungsfähig und eignet sich auch für außergewöhnliche bauliche Gegebenheiten wie in diesem Fall.
Das Brandschutz-Baukasten „System 42“ besteht aus mehreren eigenständigen feuerwiderstandsfähigen Bauprodukten mit einer Systemstärke von nur 42 mm, die in Kombination miteinander geprüft sind und über einen allgemeinen bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis verfügen. Damit stehen für eine Vielzahl von Anwendungsfällen Lösungen aus einem System in einem einheitlichen Erscheinungsbild zur Verfügung.
Das Brandschutz-Baukastensystem „System 42“ besteht aus mehreren eigenständigen, feuerwiderstandsfähigen Bauprodukten mit einer Systemstärke von nur 42 mm. Diese sind in Kombination miteinander geprüft und verfügen über einen allgemeinen bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis.
Somit stehen für eine Vielzahl von Anwendungsfällen Lösungen aus einem System in einem einheitlichen Erscheinungsbild zur Verfügung.
In diesem Fall wurden die Wandelemente PRIOWALL und die Revisionsabschlüsse PRIODOOR ETX eingesetzt. Die Einhaltung von Abmessungen, Oberflächen und komplizierten Wandanschlüssen war in diesem Projekt nicht die eigentliche Herausforderung. Vielmehr lag die Schwierigkeit darin, die Gestaltung möglichst nah an der ursprünglichen Holzverkleidung auszurichten, ohne dabei Abstriche am aktuellen Stand der Technik zu machen.
Um eine optische Anpassung an die historische Verkleidung zu erreichen, wurde in die Türelemente der zweiflügeligen Revisionsöffnungsverschlüsse eine 1,5 mm tiefe V-Nut eingefräst. Damit wurden die Abmessungen und Positionierungen des Originals nachgebildet.
Auch kleine Details wie die Zähler und Schlüssellöcher wurden akkurat als Fräsungen in Form von Kästchen und Kreise nachgebildet.
Für eine farbliche Anpassung an das Gesamtkonzept fiel die Entscheidung auf eine Oberfläche mit der Grundierfolie PRIOPAINT.
Durch die vorgefertigten Elemente wurde die Montage zügig und nahezu staubfrei ausgeführt.
Dabei wurden alle baurechtlichen Vorgaben, Denkmalschutz-Auflagen sowie baulichen Gegebenheiten umfassend berücksichtigt und erfüllt.
© Linus Litner
Projekt-Ort: Berlin
Gebäude: 16-geschossiges, denkmalgeschütztes Wohnhochhaus, Sanierung
Baujahr: 1957; Sanierung 2023
Produkt: Wandsystem PRIOWALL und Revisionsabschlüsse ETX in Sonderausführung
Feuerwiderstandsfähigkeit: 90 Minuten
Schutzziel: Brandschutztechnische Sanierung der Elektroinstallationen und Installationsschächte unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes
Besonderheiten: Oberfläche mit Grundierfolie PRIOPAINT für nachträgliche Malerarbeiten
Architekt: Dr. Luciano Baldessari (1957); Brenne Architekten
Bauherr: Bendzko Immobilien
Fotos: Linus Lintner; Brenne Architekten Berlin